Lost places – Das erste Mal auf „Entdeckertour“

Lost places – Orte, die länger schon verlassen und aufgegeben sind. So in etwa wird es übersetzt. Und es bringt eine ungeheure Faszination mit sich, solche Orte zu besuchen und sich darin aufzuhalten. Teils wegen der Gefahren, teils aber auch wegen der Möglichkeit, Geschichte hautnah und abseit von jeglichem Tourismus zu erleben.

dc_Lost_Places_Elbtalzentrale_Part1_10  EOS 50D (75mm, f/5.6, 1/15 sec, ISO400, 0 EV, Blitz: nein) 


Erste zaghafte Berührungen mit dem Thema hatte ich ja schon gemacht, als ich Teile einer alten Soßenfabrik in Dresden fotografiert hatte. Leider nicht wirklich intensiv, weil ich allein drin war, und da hat man schon noch gehörig Respekt vor allen möglichen um- und eingefallenen Bauwerksteilen.

Dieses Mal sollte es aber eine richtige Besuchstour werden, mit ein paar Freunden war der Plan schnell gefasst und irgendwann auch der Nachmittag gefunden, an dem es losgehen konnte. Das Objekt der Begierde, ein altes, um 1911 erbautes Elektrizitätskraftwerk, zog schon immer beim Vorbeifahren meine Blicke auf sich.

dc_Lost_Places_Elbtalzentrale_Part1_11  EOS 50D (35mm, f/5, 1/60 sec, ISO400, 0 EV, Blitz: ja) 

dc_Lost_Places_Elbtalzentrale_Part2_24  EOS 50D (66mm, f/5.6, 1/1250 sec, ISO400, 0 EV, Blitz: nein) 

Das Kraftwerk, welches von dem Industriearchitekten Werner Issel entworfen wurde, hatte nach seiner Eröffnung 1912 erstmal keinen Strom produziert, sondern arbeitete nur als Verteilerstation und bezog den Strom von einer nahegelegenen Papierfabrik. 1913 ging es dann als Kohlekraftwerk mit einer 5000 PS-Dampfturbine in Betrieb, ein paar Jahre später folgte noch ein 13000 PS-Dampfturbogenerator. Die Stromproduktion hielt aber nicht lange an, bereits 1929 war wieder Schluß damit und andere Kraftwerke in der Umgebung übernahmen diese Aufgabe.

Genutzt wurde es fortan bis in die 1970er-Jahre nur noch als Verteilerstation, mit der Einführung eines 20 KV-Kabelnetzes statt dem vorhandenen 6 KV-Netz war es auch damit dann vorbei, da die Schaltanlagen dafür nicht mehr ausreichend genutzt werden konnten. (Auch wenn die Schaltzentrale vermutlich dafür teilweise umgerüstet wurde) Bis kurz nach der Wende wurde das Gebäude nur noch als Lager und Halle für einen Fuhrpark genutzt.

dc_Lost_Places_Elbtalzentrale_Part2_16  EOS 50D (76mm, f/5.6, 1/60 sec, ISO400, 0 EV, Blitz: ja) 

dc_Lost_Places_Elbtalzentrale_Part2_4  EOS 50D (17mm, f/8, 1/3 sec, ISO400, 0 EV, Blitz: ja) 

dc_Lost_Places_Elbtalzentrale_Part2_1  EOS 50D (78mm, f/8, 1/60 sec, ISO400, 0 EV, Blitz: ja) 

Mittlerweile gibt es in dem Gebäude von den eigentlichen Einbauten nicht mehr allzuviel zu sehen. Die Generatoren wurden schon in den 1960er-Jahren nach Russland abtransportiert, die restlichen Einbauten der Schaltzentrale sind deutlich von Metalldieben und Vandalismus gekennzeichnet. Eigentlich existiert kein Stück mehr, was irgendwie noch intakt sein könnte. Und was durch Menschenhand nicht kaputtging, wird durch den allgemeinen Verfall des Gebäudes nach und nach in Mitleidenschaft gezogen. An den Wänden des Turbinen- und Schalthauses hängt kaum noch eine Fliese, die großen Löcher in den Dächern sorgen für anhaltenden Verfall von Holzkonstruktionen und Kellerdecken.

dc_Lost_Places_Elbtalzentrale_Part2_9  EOS 50D (47mm, f/5.6, 1/50 sec, ISO400, 0 EV, Blitz: nein) 

Der Einstieg ins Gebäude stellte sich nicht als schwierig dar, er war bereits im Vorfeld von einem meiner Begleiter ausgekundschaftet worden. Im Inneren angekommen konnten wir dann endlich erste Blicke auf die verlassene Industrie werfen. Die Kamera lief da schon fast im Dauerbetrieb. 🙂 Je weiter wir in die Hallen vordrangen, umso mehr wurde die Schönheit dieser alten Art und Weise, Zweckbauten zu errichten, sichtbar.

Geflieste Wände, schmiedeeiserne Leuchtenhalter mit jeder Menge Verzierungen, ein perfekt gestalteter doppelter Treppenaufgang, Hallen mit alten Schalteinbauten… Es war einfach grandios. Das Gebäude gab mit seinen für uns begehbaren Etagen (einiges ging nicht so richtig, weil wir manches Mal der Statik nicht mehr so recht trauten oder aber der Keller voller Wasser stand) genügend fotografisch festzuhaltendes Material her, so dass wir ein paar Stunden auf Entdeckertour waren.

Aufgrund der Vielzahl an Bildern ist es dann auch nicht möglich, diese alle in den Beitrag einzubinden, daher habe ich das Galeriemenü um den Punkt „Lost places“ erweitert. Dort sind dann unter Elbtalzentrale – #1 und Elbtalzentrale – #2 reichlich Bilder von dem Ausflug zu finden. Das nächste Gebäude ist bereits in Planung, dann werde ich mit Sicherheit wieder ein paar schöne Bilder von verlassener Industrie mitbringen. 😉

Kommentar Add Yours

Hinterlasse einen Kommentar